In toller Form: die Prime Time Big-Band.
Exquisit: "Der etwas andere Chor". Fotos: gek
Solch ein tolles Wetter, da hatten
die Musiker gehörig Bammel, dass das
Gemeinschaftskonzert besuchermäßig zu einem Flop werden
würde. Eine Befürchtung, die in der Luft zerbröselte.
Und von dieser Last befreit, spielten und sangen die
Protagonisten vollkommen relaxt. Nur zwei Mal hatten sie
gemeinsam geprobt, ein ziemliches Wagnis, zumal ja auch
die beiden Dirigenten vollkommen unterschiedliche
Charaktere sind. Da, beim 21-köpfigen Chor, der
lebendige, temperamentvolle Joachim Brenn, der jede
Faser seiner Körpers beim Dirigieren mitschwingen lässt,
und dort, bei der Big-Band, der gelassene Bernard
Sanders, dem wenige Bewegungen reichen, um seine Band
akzentuiert zu führen. Die beiden unterschiedlichen
Führungsstile schienen die Musiker und Sänger aber eher
zu beflügeln. Es wurde somit, wie der moderierende
Gitarrist Peter Hug schon vor dem ersten Ton ankündigte,
"ein musikalisch hochwertiger Abend".
In zwei Etappen führte das Konzert
durch die Welt des Pop und des Swing. Teil I gehörte
ganz dem Chor und den Beatles. Die Tuttlinger bewegten
sich geistig und körperlich durch die unvergessenen Hits
wie "Eight days a week", "Can’t buy me love" und "Back
in the USSR", nahmen die Zuhörer aber auch mit zu eher
unbekannteren Songs der Pilzköpfe. Die Bühne swingte,
der Sound groovte permanent, die Besucher wippten fast
unaufhörlich mit den Beinen.
Im zweiten Teil nahm die Prime-Time
Big-Band die Halle mit auf eine Reise durch sieben
Jahrzehnte. Bigband-Sound ist mehr als "nur" Glenn
Miller, Count Basie oder Duke Ellington. Auch Pop-Idol
Billy Joel hat immer wieder Songs geschrieben, die
deutlich zeigen, dass Rock und Pop sich wunderbar auch
von einer Bigband interpretieren lassen. Mit einer
wunderbaren Interpretation von "Birdland", einer
Komposition von Joe Zawinul, dem Kopf der legendären
Jazzrock-Gruppe "Weather Report", verabschiedeten sich
Sanders und Kollegen. Dass die Zuhörer aber nicht nur
etwas für die Seele mitnahmen, sondern auch für den
Kopf, verdanken sie Peter Hug. Er fütterte das
Auditorium mit jeder Menge Geschichten und Anekdoten aus
der Welt der Basie & Co. "Zu dieser Nummer gäb’s
sehr viel zu erzählen...". Es gäb’s nicht nur, es
gab.
Teil III schließlich führte Chor und
Band zusammen, wechselweise dirigiert von Brenn und
Sanders und stets auf der Höhe. Erst nach drei Zugaben
durften Band und Chor die Bühne verdunkeln lassen. Aber
für alle, die gar nicht genug bekommen wollten, gibt es
einen kleinen Trost. Am heutigen Sonntag ab 20 Uhr kann
man das Konzert noch mal erleben, in der Möhringer
Angerhalle. Und wen es dann noch dürstet, kann die Prime
Time Big-Band ja vom 21.-25. Mai begleiten. Dann fährt
die Band zu einer Minitournee an die Ostsee.
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