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22.-25. Mai 2008
Ostsee-Tournee
Hohwacht bei Kiel

Heuberger Bote
vom 30. Mai 2008
(Sonja Guth)

Wind weht Klänge über die Ostsee

HOHWACHT/SPAICHINGEN - Die Spaichinger "Prime Time" Bigband ist bekannt für ihr buntes Musikprogramm aus Swing, Latin und Jazz. Damit konnte sie auch auf ihrer Ostsee-Tournee in Hohwacht bei Kiel überzeugen, bei der nach allen drei Auftritten klar war: Die Künstler leben für ihr Hobby.

"Prime Time Bigband - Herzlich Willkommen!" steht großformatig auf einem Plakat am Ortseingang. Hohwacht, eine beschauliche Gemeinde am Ostseestrand nahe Kiel, freut sich offensichtlich auf den angereisten Besuch aus Süddeutschland. Der ganze Landkreis Plön weiß über die Tournee Bescheid: Überall wurden Flyer verteilt und in den Restaurants der Stadt sind sogar Menü- und Cocktailkarten nach der Band benannt. Die hat’s schon auf der zwölfstündigen Anreise in den Fingern gejuckt: Im Bus improvisierten die Musiker spontan und bestens gelaunt den "Hohwacht Blues".

Drei Konzerte sind an den folgenden Tagen geplant - die erste Tournee der Musiker überhaupt. Initiiert wurde die ganze Sache von Tierarzt Dr. Anton Uhl, der zusammen mit Grit Wenzel von der Hohwachter Touristik GmbH die Konzertreise organisiert hat. Uhl, seit Kindertagen Musiker mit Leib und Seele, und seine Mitstreiter, von denen die meisten im "wahren Leben" andere Berufe ausüben, sind von dem herzlichen Willkommen in Schleswig-Holstein überrascht und gerührt. Es ist nur schade, dass das Ensemble nicht komplett mitkommen konnte, aber zum Glück sind fast alle Instrumente mehrfach besetzt.

Zum Teil von weit her ist das Publikum - Touristen und Einheimische - gekommen, um die Bigband am Berliner Platz, vor dem Golfclub und im Strandhotel live mit zu erleben. "Der Applaus ist das Brot des Musikers, aber Brot reicht nicht allein zum Leben", kommentiert Musiker Peter Hug das urige Picknick im Strandkorb, das Grit Wenzel vorbereitet hat. Und so fühlt sich die Band pudelwohl.

Den ersten Auftritt absolviert die Bigband nach der Begrüßung durch Bürgermeister Matthias Potrafky am Berliner Platz. "Moin, Moin!" Die Notenblätter, die im frischen Wind davonzufliegen drohen, werden kurzerhand mit Wäscheklammern befestigt. Die im Vorfeld fleißig gerührte Werbetrommel zeigt Wirkung: der Konzertplatz ist mehr als gut besucht. Trotz leichter Müdigkeit sind die Musiker mit viel Schwung und Leidenschaft bei der Sache. Dennoch gibt sich die Bigband aus Spaichingen bescheiden: "Es gibt immer etwas zu verbessern. S’wär ja schade, wenn man sich nicht mehr zum Proben treffen müsste", so Trompeter Joe Burkert.

Auch wenn die Akustik beim Openair-Konzert eine etwas andere ist als im geschlossenen Raum: die Spielfreude kommt rüber. Nach dem Programm beenden die Mitglieder den Abend feucht-fröhlich in "Maik’s Bier- und Weinschänke" und ernennen diese kurz entschlossen zum neuen Stammlokal. Und hier zeigen die Musiker dann, dass sie nicht nur ihre Instrumente beherrschen, sondern ebenso sehr gut bei Stimme sind.

Auch beim zweiten Konzert im Golfclub - mit Ausnahmegenehmigung darf der Busfahrer übers gepflegte Grün fahren - zeigt sich das schwäbische Temperament. Die Musiker bieten mehr als üblich und interpretieren überzeugend Pop und Rock und glänzen mit Soli an der Trompete, Posaune und dem Saxophon. Die Zuhörer danken’s mit viel Beifall. Lampenfieber kennen übrigens die wenigsten Mitglieder, dazu ist die Atmosphäre "im Team" einfach zu entspannt.

Am dritten und letzten Konzertabend laufen die Prime-Timer aus Spaichingen zu Hochtouren auf. Die Sonne strahlt von einem makellosen Himmel und vom Meer weht ein stürmischer Wind, der die Haare zaust. Über der Hohwachter Bucht schweben leise Töne. Sie stammen von der süddeutschen Bigband, die im Strandhotel spielt. Der Leiter und Dirigent der Band, Bernard Sanders, hat die Truppe im Griff. Seine lockere und entspannte Art überträgt sich auf die übrigen Musiker, die konzentriert auf ihren Einsatz warten. Dann erklingen Filmmelodien und Klassiker von Sinatra "New York, New York" "I’m gettin’ Sentimental" oder "Ocean View". Peter Hug, Gitarrist und Sänger, moderiert in seiner lässigen Art das Programm, erzählt das eine oder andere Anekdötchen zu den Stücken. Die Zuhörer lassen Swing, Blues und Co. in die schnippenden Finger fließen. Drei Stunden vergehen wie im Flug.

Wunschstein wirkt sicher

"Prime Time" hat sich im hohen Norden einen guten Namen gemacht. Und so ist die Hoffnung auf eine Neuauflage der Ostsee-Tournee im nächsten Jahr keinesfalls unberechtigt.

Auf der Heimfahrt, bei der sich dann auch die Instrumente ein bisschen erholen dürfen, meint man noch das Salz in der Luft, die frische Brise vom Meer und den weichen Sand unter den Füßen zu spüren. Der "Flunder-Wunschstein", den jeder Akteur bekommen hat, wird bestimmt für weitere Konzertreisen sorgen - vorausgesetzt man hat ihn vor der Abreise zurück ins Meer geworfen.

Die Prime Time Bigband hat bei ihrer Konzertreise in den hohen Norden viele Fans gewonnen.

© Copyright Schwäbische Zeitung / Quellnachweis Sonja Guth

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