HOHWACHT/SPAICHINGEN - Die Spaichinger "Prime Time" Bigband ist
bekannt für ihr buntes Musikprogramm aus Swing, Latin
und Jazz. Damit konnte sie auch auf ihrer Ostsee-Tournee
in Hohwacht bei Kiel überzeugen, bei der nach allen drei
Auftritten klar war: Die Künstler leben für ihr Hobby.
"Prime Time Bigband - Herzlich Willkommen!"
steht großformatig auf einem Plakat am
Ortseingang. Hohwacht, eine beschauliche Gemeinde am
Ostseestrand nahe Kiel, freut sich offensichtlich auf
den angereisten Besuch aus Süddeutschland. Der ganze
Landkreis Plön weiß über die Tournee Bescheid: Überall
wurden Flyer verteilt und in den Restaurants der Stadt
sind sogar Menü- und Cocktailkarten nach der Band
benannt. Die hat’s schon auf der zwölfstündigen Anreise
in den Fingern gejuckt: Im Bus improvisierten die
Musiker spontan und bestens gelaunt den "Hohwacht Blues".
Drei Konzerte sind an den folgenden
Tagen geplant - die erste Tournee der Musiker überhaupt.
Initiiert wurde die ganze Sache von Tierarzt Dr. Anton
Uhl, der zusammen mit Grit Wenzel von der Hohwachter
Touristik GmbH die Konzertreise organisiert hat. Uhl,
seit Kindertagen Musiker mit Leib und Seele, und seine
Mitstreiter, von denen die meisten im "wahren Leben"
andere Berufe ausüben, sind von dem herzlichen
Willkommen in Schleswig-Holstein überrascht und gerührt.
Es ist nur schade, dass das Ensemble nicht komplett
mitkommen konnte, aber zum Glück sind fast alle
Instrumente mehrfach besetzt.
Zum Teil von weit her ist das
Publikum - Touristen und Einheimische - gekommen, um die
Bigband am Berliner Platz, vor dem Golfclub und im
Strandhotel live mit zu erleben. "Der Applaus ist das
Brot des Musikers, aber Brot reicht nicht allein zum
Leben", kommentiert Musiker Peter Hug das urige Picknick
im Strandkorb, das Grit Wenzel vorbereitet hat. Und so
fühlt sich die Band pudelwohl.
Den ersten Auftritt absolviert die
Bigband nach der Begrüßung durch Bürgermeister Matthias
Potrafky am Berliner Platz. "Moin, Moin!" Die
Notenblätter, die im frischen Wind davonzufliegen
drohen, werden kurzerhand mit Wäscheklammern befestigt.
Die im Vorfeld fleißig gerührte Werbetrommel zeigt
Wirkung: der Konzertplatz ist mehr als gut besucht.
Trotz leichter Müdigkeit sind die Musiker mit viel
Schwung und Leidenschaft bei der Sache. Dennoch gibt
sich die Bigband aus Spaichingen bescheiden: "Es gibt
immer etwas zu verbessern. S’wär ja schade, wenn man
sich nicht mehr zum Proben treffen müsste", so Trompeter
Joe Burkert.
Auch wenn die Akustik beim
Openair-Konzert eine etwas andere ist als im
geschlossenen Raum: die Spielfreude kommt rüber. Nach
dem Programm beenden die Mitglieder den Abend
feucht-fröhlich in "Maik’s Bier- und Weinschänke" und
ernennen diese kurz entschlossen zum neuen Stammlokal.
Und hier zeigen die Musiker dann, dass sie nicht nur
ihre Instrumente beherrschen, sondern ebenso sehr gut
bei Stimme sind.
Auch beim zweiten Konzert im
Golfclub - mit Ausnahmegenehmigung darf der Busfahrer
übers gepflegte Grün fahren - zeigt sich das schwäbische
Temperament. Die Musiker bieten mehr als üblich und
interpretieren überzeugend Pop und Rock und glänzen mit
Soli an der Trompete, Posaune und dem Saxophon. Die
Zuhörer danken’s mit viel Beifall. Lampenfieber kennen
übrigens die wenigsten Mitglieder, dazu ist die
Atmosphäre "im Team" einfach zu entspannt.
Am dritten und letzten Konzertabend
laufen die Prime-Timer aus Spaichingen zu Hochtouren
auf. Die Sonne strahlt von einem makellosen Himmel und
vom Meer weht ein stürmischer Wind, der die Haare zaust.
Über der Hohwachter Bucht schweben leise Töne. Sie
stammen von der süddeutschen Bigband, die im Strandhotel
spielt. Der Leiter und Dirigent der Band, Bernard
Sanders, hat die Truppe im Griff. Seine lockere und
entspannte Art überträgt sich auf die übrigen Musiker,
die konzentriert auf ihren Einsatz warten. Dann
erklingen Filmmelodien und Klassiker von Sinatra "New
York, New York" "I’m gettin’ Sentimental" oder "Ocean
View". Peter Hug, Gitarrist und Sänger, moderiert in
seiner lässigen Art das Programm, erzählt das eine oder
andere Anekdötchen zu den Stücken. Die Zuhörer lassen
Swing, Blues und Co. in die schnippenden Finger fließen.
Drei Stunden vergehen wie im Flug.
Wunschstein wirkt sicher
"Prime Time" hat sich im hohen
Norden einen guten Namen gemacht. Und so ist die
Hoffnung auf eine Neuauflage der Ostsee-Tournee im
nächsten Jahr keinesfalls unberechtigt.
Auf der Heimfahrt, bei der sich dann auch die Instrumente ein
bisschen erholen dürfen, meint man noch das Salz in der
Luft, die frische Brise vom Meer und den weichen Sand
unter den Füßen zu spüren. Der "Flunder-Wunschstein",
den jeder Akteur bekommen hat, wird bestimmt für weitere
Konzertreisen sorgen - vorausgesetzt
man hat ihn vor der Abreise zurück ins Meer geworfen.
Die Prime Time Bigband hat bei ihrer Konzertreise
in den hohen Norden viele Fans gewonnen.
© Copyright Schwäbische Zeitung / Quellnachweis Sonja Guth