Fette Soli am Bandstand und ausgefeilter Sound der Big-Band:
Drei Big-Bands zeigten am Samstag in Weilersbach, dass Jazz in ist und durch die Adaption von Einflüssen
aus Rock und Pop an Attraktivität gewinnt. (Foto: Preuß)
Von Stefan Preuß
VS-Weilersbach. Neue Töne für Weilersbach:
Am Samstag lud der Musikverein zum Auftakt des Herbstfestes zu einem Big-Band-Festival ein.
Fünfviertel-Takt statt Polka, fette Soli am Bandstand und ein Drive wie ein satter Herbststurm begeisterten das Publikum.
Das „Warm-Up” oblag der Schüler Big-Band des Schwarzwald-Baar-Kreises.
Und die Nachwuchsmusiker heizten ordentlich ein.
Ganz nebenbei wurden alle Skeptiker beruhigt, die in Zeiten von Deutschland sucht den Superstar (DSDS)
Zweifel an der musikalischen Jugend hegen: Ja, es gibt talentierte junge Musiker, die sich ihr Instrument erarbeiten,
etwas können und das all American Songbook swingend, jazzig, funky oder mit Anleihen bei Rock und Pop auf hohem Niveau interpretieren.
Es folgte die PrimeTime BigBand, und allein das fordernde Dirigat von Jochen Freiberg war das Eintrittsgeld wert.
Im weißen Jacket der legendären Bandleader gekleidet zählte er zumeist gleich vier oder fünf Takte an,
um dann mit Bewegungen, die stark an den jungen Joe Cocker erinnerten, die Musiker zu instruieren.
Neben klassischen Big-Band-Songs von Count Basie, Duke Ellington und Sammy Nestico zählen Filmmusiken
zu den Repertoire-Schwerpunkten. Die Interpretation des Titelthemas aus „Mission Impossible”
geriet zu einem der Höhepunkte des Abends: messerscharf in den Trompeten, traumhaft eingespielt
in den Breaks und mit genau der richtigen Dynamik gegeben, die sehr gute von guten Bands unterscheidet.
Wahrscheinlich hat sich die Hälfte der Zuhörer vor dem geistigen Auge an die Szene erinnert,
in der Jean Reno mit dem Helikopter in den Eurotunnel fliegen muss, weil Tom Hanks das Seil am Eurostar festgemacht hatte.
Ganz großes Kino hieß es dann gewissermaßen auch bei der Welvert Big-Band.
Diese Formation um Bandleader Matthias Jakob spielte klassische Stücke etwa von Ellington,
entwickelt das Big-Band-Genre aber gleichzeitig weiter. Etwa mit einer jazzig arrangierten Version
von Michael Jacksons „Thriller” mit Gesang oder einem überraschend geschliffenen
„I was made for loving you” von Kiss, bei dem die Qualität der Melodie und der Harmonie,
die in der Hardrockversion teilweise verschüttet ist, wunderbar freigelegt wird.
Ausgesprochen schade, dass kein Programm ausgelegt worden war. Gut, die meisten Lieder kannte
das verständige Publikum, das ganz überwiegend von außerhalb gekommen war – aber gerne
hätte man etwas mehr zu den einzelnen Solisten und Sängern erfahren, zumal das Niveau
häufig professionellen Ansprüchen genügte.
Wie auch immer: ein toller Abend in der Weilersbacher Glöckenberghalle, der hoffentlich eine Wiederholung erfährt.
© Copyright Schwarzwälder Bote 2014