Bigbandleader Bernard Sanders gab im Biergarten des Honberg-Sommers zum letzten Mal den Takt vor. (Foto: Adrian Riess)
Tuttlingen / ar – Als Bernard Sanders die kleine Bühne im Biergarten des Honberg-Sommers am Sonntagmorgen betritt,
trägt er ein schwarzes Hemd und wie gewohnt darüber ein weißes Jacket – beliebtes Statussymbol
langjähriger und erfahrener Bigbandleader. Doch heute fällt ihm dieser Gang schwerer:
Nach mehr als zehn Jahren als Frontmann der PrimeTime Bigband tritt er zum letzten Mal mit dieser Formation auf.
„Es fällt mir wahrlich nicht leicht, diesen Posten abgeben zu müssen”,
erzählt der erfahrene Musiker sichtlich berührt. „Es tröstet mich aber zu wissen,
dass ich mit Jochen einen so klasse Nachfolger hab”, ergänzt er lächelnd.
Jochen Freiberg, bisher der Bariton-Saxophonist der Band, übernimmt ab sofort den Platz an der Spitze.
Der Grund für Sanders Gehen hängt – wie könnte es anders sein – auch mit der Musik zusammen.
Ab diesem Semester hat Sanders einen Lehrstuhl an der Musikhochschule in Trossingen.
„Ich hätte einfach die Vorbereitungen für beides, Bigband und Vorlesungen,
nicht mehr in der Gewissenhaftigkeit machen können, wie ich es gern gewollt hätte
und eine Familie habe ich ja auch noch”, erklärt der Jazzer, der Klassik studiert hat
und auch nach wie vor viel klassische und Kirchenmusik macht.
Sanders kam vor mehr als zehn Jahren zur PrimeTime Bigband und spielte anfangs Posaune.
Als nach wenigen Monaten der Bandleader Peter Hudec unerwartet verstarb und die Bigband ohne Führung dastand,
wollte Sanders die Situation retten. „Ich hatte ja schon viel Erfahrung mit Bigbands und bevor PrimeTime
sich auflösen sollte, übernahm ich den Platz am vordersten Pult – zumindest mal übergangsweise”,
erklärt Sanders, wobei aus dieser „Übergangsphase” zehn Jahre wurden.
Nachfolger Jochen Freiberg und Musiker loben ihren Leader
Eine Zeit die Sanders Nachfolger Jochen Freiberg als „Ära” bezeichnet, in der sich einiges getan habe.
„Bernard hat vor allem die Bläsersätze weitergebracht und mit neuen Stücken einen ganz frischen Wind reingebracht.”
Auch die anderen Musiker, von denen die meisten noch länger der Band angehören, als Sanders selbst,
hegen großen Respekt für den scheidenden Leader: „Er war immer sehr engagiert und offen, aber auch direkt,
wenn ihm mal etwas nicht gepasst hat.”
Sanders selbst schätzt seine Musiker-Kollegen, die mittlerweile „mehr Freunde” sind, ebenfalls und betont:
„Ich nehme unglaublich viel mit, vor allem menschlich sind wir eine tolle Truppe.”
Wer genau hinsieht, kann das auch erkennen, wenn die ganze Band und ihr Leader im einen oder anderen Moment
über ihre eigene Musik und den Spaß am Spielen lachen. Ein Bild, das die Zuhörer von den Auftritten
der PrimeTime Bigband unter der Leitung von Bernard Sanders, in Erinnerung behalten werden.
© Copyright Schwäbische Zeitung 2013
